von Ludwig Rinn
Else Ubbelohde-Doering, die Nichte Hanna und Otto Ubbelohdes und deren Erbin, traf am 1. August 1986 eine testamentarische Verfügung, in der sie die Gründung der Otto-Ubbelohde-Stiftung für den Zeitpunkt ihres Todes bestimmte und ihr den gesamten Nachlass des Künstlers vermachte.
Das allgemeine Interesse an Otto Ubbelohde und seinem Werk war seit den 60er Jahren wieder kontinuierlich gewachsen. Das Marburger Universitätsmuseum unter seinem damaligen Direktor Dr. Carl Graepler hatte verschiedene Einzelausstellungen ausgerichtet, in denen der Ubbelohde-Bestand des Museums vorgestellt wurde. 1972 folgte eine Ausstellung mit z.T. verkäuflichen Werken aus dem Nachlass, die sehr erfolgreich war. Der Nachlass hatte sich damit zum ersten Mal nach außen erkennbar für die Wünsche der Sammler und Kaufinteressenten geöffnet. In der Folgezeit verließen weitere Werke Goßfelden und wanderten in andere Hände. So angemessen es sicherlich war, das Interesse an Ubbelohde durch entsprechende Angebote zu fördern, war jedoch auch klar, dass der Nachlass im Laufe der Zeit ausbluten und das Anwesen in Goßfelden zu einer leeren Hülse verkommen würde.
Jedermann, der etwas Einblick in die Verhältnisse vor Ort gewonnen hatte - und so auch ich, nachdem ich in den späten 70er Jahren zunächst mit sammlerischen Interessen nach Goßfelden gekommen war - wir alle waren fasziniert von der Vorstellung, den bedeutenden Maler und Graphiker Ubbelohde unmittelbar in seiner Arbeits- und Lebenswelt wahrnehmen zu können. Jedoch waren auch die Schwierigkeiten mit Händen zu greifen, den Ubbelohde-Nachlass mit dem großen Haus und Umland zusammenzuhalten, ganz zu schweigen von der Überlegung, hier auf Dauer eine öffentlich zugängliche Erinnerungsstätte für den Künstler einzurichten.
Im Frühjahr 1984 wurde deshalb die Idee einer Stiftung von mir an Frau Ubbelohde-Doering herangetragen. Ausgangspunkt der Überlegungen war, dass die Familie sich für die weitere Zukunft außerstande sah, das Erbe Ubbelohdes in der bisherigen privaten Form zu erhalten. Auch war zu erwarten, dass bei dem großen Interesse der Öffentlichkeit für Ubbelohde der Wunsch nach einer öffentlichen Zugänglichkeit des Anwesens sich noch verstärken würde.
Mit dem Tod Else Ubbelohde-Doerings im Februar 1991 wurde eine selbständige bürgerliche
Stiftung für die Trägerschaft gegründet. Die Genehmigung beim Regierungspräsidenten in Gießen erfolgte im Dezember 1993. Am 10. Februar 1994 kam der Stiftungsrat zu seiner ersten,
konstituierenden Sitzung zusammen und bestimmte den Stiftungsvorstand.
Die Otto-Ubbelohde-Stiftung hat die Aufgabe, den künstlerischen Nachlass Ubbelohdes und das Anwesen zu pflegen und zu erhalten. Weiter bezweckt sie, den Nachlass
der Forschung zugänglich zu machen und dem interessierten Publikum zu öffnen.
Die Stiftungsorgane sind der Stiftungsrat und der Stiftungsvorstand. Der Stiftungsrat hat die Richtlinienkompetenz. Ihm gehören ein Vertreter der Stifterfamilie, der Landrat des Landkreises Marburg-Biedenkopf, der Bürgermeister der Gemeinde Lahntal, der Kanzler der Philipps-Universität Marburg, der Direktor des Marburger Universitätsmuseums und vier weitere von der Stifterfamilie zu bestimmende Personen an. Der Stiftungsvorstand führt die Geschäfte der Stiftung und vertritt die Stiftung nach außen.
Die ersten Jahre der Stiftung waren weitgehend von der Instandsetzung und Nutzungs-Umwidmung des Anwesens in Goßfelden bestimmt. Die Bestandsaufnahme des Hauses, die im Auftrag des Landesdenkmalamtes vergeben werden konnte, erfolgte 1994, die Bestandsaufnahme des Außenbereichs 1995. Die Schäden im konstruktiven Gefüge des Baus waren schwerwiegend, es mussten Notstützungen vorgenommen werden. Die Planungen gingen von einem Nutzungskonzept aus, wonach der westliche, älteste Teil des Gebäudes, der Atelier-Trakt, für museale und stiftungsinterne Zwecke hergerichtet werden sollte. Das Hauptgeschoss sollte der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden und die ursprüngliche Einrichtung Ubbelohdes zusammen mit seinen Arbeiten zeigen.
Das Nutzungskonzept der Stiftung sah vor, auch die Gärten öffentlich zugänglich zu machen. Ein ehemals Ubbelohde gehörendes Grundstück im Eingangsbereich des Geländes, über das die öffentliche Erschließung des Anwesens erfolgen sollte, konnte durch eine Zustiftung im Sommer 1998 glücklich zurückerworben werden. Wege wurden eingerichtet oder befestigt, die alten Pflanzungen, soweit erinnerlich, erneuert, die "Pappelallee" und Obstgehölze neu gesetzt, die "Fliederlaube" wieder eingerichtet, die weißen Tore wieder installiert.
Parallel zu der Instandsetzung des Anwesens wurden Teile des künstlerischen Nachlasses für die Ausstellung im Atelier restauriert. Der Rabenfries, der wegen der
Bauarbeiten abgenommen werden musste, wurde mit Hilfe der Sparkasse Marburg-Biedenkopf und der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen restauriert und wieder an der alten Stelle unter der
Decke angebracht. Auch die Einrichtung wurde wieder hergerichtet. Offiziell wurde das Anwesen der Öffentlichkeit am 8. November 1999 übergeben.
Ludwig Rinn ist Vorstandsvorsitzender der Otto-Ubbelohde-Stiftung, er betreut das Otto-Ubbelohde-Haus ehrenamtlich.
Otto-Ubbelohde-Stiftung
1. Vorsitzender:
Ludwig Rinn
Telefon: +49 (0)641 / 63326
E-Mail: ubbelohde-stiftung@t-online.de
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Die Gemeindevertretung der Gemeinde Lahntal beschloss im Jahr 2016, einen Arbeitskreis „Zukunft des Ubbelohde-Hauses Goßfelden“ einzurichten, der sich unter Anderem mit Fragen der laufenden Finanzierung des Hauses, der Fortführung des Museumsbetriebs und eines besseren Marketings des überregional bedeutsamen Denkmals befassen soll. Als Mitglieder dieses ehrenamtlich arbeitenden Kreises waren sowohl Parlamentarier als auch interessierte Bürger eingeladen. Hintergrund der Gründung war die Unterstützung des Stiftungsvorstands und der noch im Haus lebenden Großnichte des Malers, Frau Ubbelohde-Doering. Die Gemeinde Lahntal hat naturgemäß größtes Interesse am Erhalt des Hauses und des Museumsbetriebs, da dieses Denkmal wichtiger Teil der Gemeinde ist und ein nicht zu unterschätzendes, aber längst noch nicht ausgeschöpftes touristisches Potenzial hat. Der Arbeitskreis „Zukunft des Ubbelohde-Hauses“ hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt, die touristische Bewerbung zu intensivieren, Sponsoren für besondere Projekte zu gewinnen und dem Stiftungsrat der Ubbelohde-Stiftung Anregungen zu unterbreiten. Erste umgesetzte Projekte sind die Übernahme von ehrenamtlichen Museumsdiensten zu den Öffnungszeiten durch die Mitglieder des Arbeitskreises und die Erstellung dieser Webseite.
Sprecherin des Arbeitskreises: Barbara Seitz
Telefon: +49 (0)6423 / 7752
E-Mail: über das Kontaktformular der Seite
Stellvertretende Sprecherin: Dr. Kornelia Grundmann
Schriftführer: Michael Niemeyer-Milde
Stellvertretende Schriftführerin: Patricia Agricola